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Traumurlaub - ganz ohne Reisestress

„Guck mal, Papi, was es hier alles zu schauen gibt ...“ - Diese kleine Urlaubsszene am Strand von St. Peter-Ording wird dem renommierten Traumforscher Morpheus Sandmann für immer in Erinnerung bleiben: „Ich saß da und beobachtete das kleine Mädchen, dessen Augen eine Sensation nach der anderen erblickten: Hier ein Schäufelchen, da eine Muschel und dort einen überdimensionalen Strandball. Und ebenso ging der Blick ihres Vaters auf Wanderschaft: Hier ein heißes Bikinioberteil, da ein sexy Stringtanga und dort eine überdimensionale Titte. Das erinnerte mich plötzlich an meine Probanden im Traumlabor, wenn sie im Schlaf mit ihren Augen hin- und herrollen. ‚Rapid Eye Movement? nennen wir dieses Phänomen. Es ist ein Symptom dafür, dass der Schläfer gerade träumt. Gibt es vielleicht - so fragte ich mich damals - einen Zusammenhang zwischen Urlaub und Träumen?“

Um dieser Frage auf den Grund zu gehen, stattete er freiwillige Testurlauber mit einem EEG-Langzeitrekorder aus und ließ sie einen ganzen Tag durch die Straßen einer belebten Urlaubsmetropole wandern. Das Ergebnis war verblüffend: Nicht nur, dass die Probanden mit den Elektroden auf dem Kopf unglaublich bescheuert aussahen - die Übereinstimmungen mit den Ergebnissen, die Sandmann vorher mit Versuchspersonen im Schlaflabor erzielt hatte, waren frapierend. Damit war bewiesen, dass Urlaub nur eine besondere Form des Träumens ist. In der Fachliteratur nennt man ihn deshalb „Traumurlaub.“



Wegen der sogenannten „Superschlummetrie“ entwickelten Teilchenphysiker des Forschungszentrums CERN eine Theorie, dass es - analog zur Antonymie „Traum - Albtraum“ auch einen dem „Traumurlaub“ diametral entgegengesetzten „Albtraumurlaub“ geben müsse. Dieser konnte im Juni 2010 in Bern das erste Mal nachgewiesen werden, als eine Reihe von Testpersonen zunächst in einem Hotelzimmer mit Blick auf eine Großbaustelle einquartiert, dann auf dem Weg in die Innenstadt von einem maskierten Einheimischen überfallen, später in eine „Hieronymus-Bosch-Ausstellung“ gelockt und schlussendlich im hauseigenen Teilchenbeschleuniger auf Fast-Lichtgeschwindigkeit beschleunigt wurde.

Die „University of Slumberland“ entdeckte während neuerlicher Testreihen im Jahr 2012 ein bis dahin unentdecktes Phänomen: Es schien so, als ob einige wenige Probanden in der Lage waren, ihren Traumurlaub bewusst zu steuern. „Plötzlich hatte ich im Urlaub das Gefühl, im Urlaub zu sein, und ich konnte ganz unglaubliche Dinge tun, die ich immer schon mal machen wollte, wie zum Beispiel einen Besuch des Louvre, eine Führung durch Versailles und einen Spaziergang durch Montmartre“, schilderte ein Urlauber seine Urlaubseindrücke. Diese spezielle Form des Traumurlaubs wird „Individualurlaub“ genannt.

Forschern der Universität Traumschweig gelang es sogar, eine vielversprechende Methode zu entwickeln, mit deren Hilfe zukünftig auch weniger gut betuchte Menschen ihren Traumurlaub erleben können: „Unsere Idee war es, das ‚Holiday Eye Movement‚ künstlich auszulösen, indem wir das Auge mit einer raschen Abfolge von Urlaubsbildern animieren, mal Urlaub vom Alltag zu machen„, erklärt Frau Dr. Samsa, Leiterin des Projekts „KAuZ“ (Künstliches Augenzucken). „Wir haben in langen Versuchsreihen herausgefunden, dass die Testperson ab einer Bildrate von 50 bis 60 Hertz nicht mehr unterscheiden kann, ob sie sich in ihrem Traumurlaub befindet oder zuhause vor ihrem Fernseher sitzt. Wir haben diesem speziellen Verfahren den Namen ‚Reisedokumentation‚ gegeben.“ Die Vorteile dieser neuen Form der Urlaubsgestaltung liegen auf der Hand: Man muss keine Koffer mehr packen, lästige Schutzimpfungen für Reisen in exotische Länder sind nicht mehr nötig und der Kohlendioxid-Ausstoß wird weltweit um einige Kubikmeter gesenkt.

Das Bundesarbeitsministerium bekundete bereits großes Interesse an dieser neuen Technologie. Mit der Initiative „Wir schicken Sie in das Land der Träume“ will Ministerin Andrea Nahles Arbeitslosen in ganz Deutschland ihren Traumurlaub ermöglichen. „Zur Zeit können die Jobsuchenden zwischen Reisedokumentationen ‚Völklingen?, ‚Bitterfeld? und ‚Herne Süd? wählen, wir hoffen aber, dass wir bis Ende des Jahres auch noch ‚Schlaraffenland‚ ins Programm aufnehmen können. Außerdem testen wir gerade ein brandneues Verfahren, das - ähnlich wie die Teflonpfanne - eigentlich ein Abfallprodukt der bemannten Traumfahrt ist: Denn genauso, wie es Traumurlaube gibt, gibt es auch Traumjobs. Wer gerne eine Hochschulprofessur erlangen möchte, sollte auf den Jerry-Lewis-Klassiker ‚Der verrückte Professor? zurückgreifen, wer Oberarzt in einer großen deutschen Klinik werden möchte, kann sich diesen Traum mit der ‚Schwarzwaldklinik? verwirklichen, und wer einfach nur gerne zaubern möchte, ist mit ‚Harry Potter? bestens bedient.“

Schöne neue Traumwelt? Nicht ganz, denn es regt sich schon der erste Widerstand in der Gesellschaft. Der Vorsitzende des Vereins „Ausgeträumt“, Ingo Kramer, der gleichzeitig Präsident der „Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände“ ist, fordert vehement eine Abschaffung jeder Tagträumerei: „Bereits heute hat jeder durchschnittliche Arbeitnehmer mindestens 300 Urlaubs- und Krankheitstag im Jahr. Wenn man dann noch die durchschnittlichen vierzehn Stunden Nachtschlaf dazurechnet, kommen wir zu dem Ergebnis, dass wir länger träumen, als wir Lebenszeit haben. Wollen Sie etwa Ihr ganzes Leben verratzen? Lassen wir uns nicht länger von unseren traumtänzerischen Augen beherrschen und uns eine Welt vorgaukeln, die schlussendlich nur in unseren Träumen existiert. Garant für ein bewussteres Leben ist ein gleichförmiger und stinklangweiliger Beruf, der jede schnelle Augenbewegung von vornherein überflüssig macht. Dafür setzt sich ich auch die BDA ein, ebenso wie für Ihr Recht auf Überstunden und freiwilligen Urlaubsverzicht. Dann heißt es auch für Sie: Willkommen im Leben!“

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